DEUTSCHLAND UNTER WASSER
Jahrhundertflut in NRW/ RLP
In der Nacht von 14. Auf 15. Juni hat sich unsere Welt in Deutschland gravierend verändert. Im schönen Ahrtal sorgte das extrem langsame Tief Bernd für eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes. In der Spitze ergossen sich 250 Liter pro Quadratmeter Regen auf ein dafür relativ kleines Gebiet. Bereits mit vorangegangenen Regenfällen gesättigter Boden war nicht mehr in der Lage noch mehr Wasser aufzunehmen, bzw. war dies bei diesen Mengen schlicht unmöglich. Man stelle sich vor man baut auf einem Quadratmeter ein Miniaturdorf und schütte eine komplette Badewanne plötzlich darüber aus. Folge? Dorf weg! Genau dies passierte in dieser grauenvollen Nacht, nur nicht über einem Dorf, sondern über gut 100 km Länge- das gesamte Ahrtal und Umgebung. Meldungen am Donnerstag in den Medien berichteten über Hochwasser, Überflutungen und weggerissene Häuser. Das gesamte Ausmaß der Katastrophe erschloss sich aber erst einmal noch nicht so wirklich. Erst im Laufe des Tages wurde ganz Deutschland bewusst, was da eigentlich passiert ist, dass da ein Tsunami von 6-8 Metern Höhe ungebremst durch ein Tal gefegt war und alles, wirklich alles mit sich gerissen hat. Die ersten Helfer in Form von Landwirten und Unternehmen mit Baggern machten sich auf den Weg, von ihnen kamen dann die schockierendsten Bilder, die ich je gesehen habe. Es war unfassbar, dass dies in Deutschland ist. Als am Freitag immer deutlicher wurde, dass da wesentlich mehr passiert ist als bei einem normalen Hochwasser musste ich tätig werden. Rauffahren ging nicht, was sollte ich schon tun in diesem Chaos. Aber irgendwas muss getan werden, also fing die Recherche an. Man könnte ja Spenden sammeln, allerdings ist Geld für Menschen, die gerade kein Trinkwasser, keinen Strom, kein Handynetz, kein Auto, nicht mal mehr ein Fahrrad und nur die Klamotten am Leib haben, die sie bei der Flucht hatten wenig sinnvoll. Also Sachspenden mussten es sein. Dachte mir frag ich mal meine Krankenpfleger Klasse, ob sie bereit wären, ein wenig ihres Besitzes abzugeben. Nächste Frage war, wie bekomme ich das Zeug da hin. Es müsste möglich sein einen Verein zu finden, der unsere Sachen mitnehmen würde. Also gesucht und hier kommt Via Humanity ins Spiel, ich fand den Post auf der Antenne Bayern Facebook Seite und habe sofort geschrieben und auch schnell Antwort erhalten. Ja sie würden hochfahren und ja sie würden unsere Sachen mitnehmen. Dies war für mich der Startschuss und vor allem der Moment das Ganze etwas zu vergrößern. In Ortsgruppen gepostet erreichte mein Aufruf sehr viele Menschen, die ebenfalls ungläubig die Bilder in den Medien sahen und gerne helfen wollten. Da ich ein großer Tierfreund und früher Reiter war, machten mich auch die Schicksale der vielen Reit- und Pferdehöfe und Pferden in Panik auf den Straßen sehr betroffen. Da ich ja weiß das der Reiter an sich nie was wegschmeißt, erweiterte ich meinen Aufruf um Pferdeausrüstung und die Resonanz der Kombination Kleidung, Hygieneartikel und Pferdeausrüstung war überwältigend. Ich fuhr sonntags den Landkreis Regensburg ab und sammelte so viel von den lieben Regensburgern ein, dass ich dazwischen mal abladen musste im Haupt- und Kommandositz von Via Humanity. Hier lernte ich auch endlich den zukünftigen Kämpfer an meiner Seite und 1, Vorstand Stephan Blazevic kennen, die Chemie stimmte sofort und ich wusste, ja das ist der richtige Verein, die bringen unsere Güter sicher da hoch und alles landet dort, wo es hinsoll. Der ursprüngliche Plan Stephans am Freitag zu fahren, allein, hielt sich nicht lange und wechselte auf Samstag. Das war der Moment, wo ich dachte, prima da habe ich frei, könnte ich ja mitfahren. Noch dazu hatte ich über eine liebe Freundin in Bergisch Gladbach einen Kontakt zu einem überfluteten Reiterhof aufgetan und Stephan meinte, gut fahren wir da direkt hin. Nun sollte also mein organisiertes Zeug zu genau meinem Platz gefahren werden, statt irgendwo in einer riesigen allgemeinen Sammelstelle untergehen.
Am Freitag beluden wir einen großen Planen Hänger und Samstag pünktlich um sieben Uhr ging unsere Reise los bei schönem Wetter. Wir hatten bis auf einen kleinen Stau freie Fahrt, im Gegensatz zur Gegenfahrbahn. Schon um Frankfurt herum sah man in diesen Staus wirklich riesige Kolonnen Feuerwehr, THW und Rettungsfahrzeuge in das Katastrophengebiert fahren. Das war Gänsehaut pur, wir selbst fuhren ja etwas höher hinauf, sprich nach Hummelshain. Es war abgemacht, die Sachen hier abzuladen und von dort aus werden unsere Sachen bei Bedarf in das Krisengebiet verteilt. Der große Vorteil davon war und ist, dass die Leute vor Ort wesentlich besser mit dem Gebiet vernetzt sind und insbesondere die Reiterwelt eine kleine ist. Am Ziel angekommen wurden wir mit großer Freude empfangen und Ungläubigkeit in Anbetracht der Menge an Spenden aus Regensburg. Der Hof selbst war auch komplett einen Meter überflutet und alles was nicht fest war, wurde mitgerissen von den Fluten der nicht sehr großen Dhünn, die allerdings auch zu einem Monster wurde. Vor allem als die Talsperre oberhalb Odenthal geöffnet werden musste, denn sie drohte zu brechen. So hatte die Bevölkerung hier aber immerhin eine Vorwarnung und konnte evakuiert werden. Unser Hof musste allerdings auch 75 Pferde rausbringen und das gestaltet sich nachts, mit Regen, Hochwasser und widerspenstigen, weil aufgescheuchten Pferden, ein klein wenig schwierig. Letztendlich ging aber alles gut und außer einer verletzten Hand, durch einen Tritt kam es zu wenig Blessuren. Der Hof verlor viel, unter anderem auch das komplette Futter und viel Ausrüstung. Dennoch geben sie viel in das Ahrtal ab, denn die Menschen dort haben wirklich alles verloren und so kommt unsere Hilfe im Laufe der nächsten Tage zu den richtigen Leuten und das freut uns von ganzem Herzen. Es war ein kleiner Tropfen im Angesicht dieser wirklich apokalyptischen Katastrophe mit der wir alle noch Monate und die Einwohner vor Ort noch Jahre zu tun haben werden. Allerdings machen ganz viele Tropfen auch ein Fass voll und deshalb ist auch die kleinste Hilfe von großer Bedeutung.
Wir bekamen noch einen heißen Kaffee, mittlerweile regnete es wieder, aber nicht schlimm und dann machten wir uns wieder auf den Heimweg. Wir kamen gut voran und wir sahen jetzt andersherum wieder viele Kolonnen Feuerwehr, diesmal war Bayernpower im Anmarsch, man sah auf den Wägen Roding, Cham, Neumarkt usw. stehen. Dies zeigte live, wie sehr unser Land im Angesicht solch einer Katastrophe zusammenstehen kann, wie immens groß die Solidarität und Hilfsbereitschaft eigentlich ist. Das gibt einem Hoffnung und macht glücklich und auch ein kleines bisschen stolz über den eigenen, kleinen Anteil an etwas Großem. Um ca. halb Elf Uhr abends waren wir wieder in Regensburg, müde, aber glücklich. Danke an die vielen Spenden, danke Via Humanity für den Einsatz, danke Stephan, dass du das mitgemacht hast und mich ertragen hast. Einfach Danke!
Vielen herzlichen Dank für die Geldspenden, die zwischen 19.07.2021 und 23.07.2021 auf unser Konto eingegangen sind.
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